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Geschichte

Die Geschichte des Bildungszentrum Gesundheit und Soziales Glarus

Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern Geschichtetes – also der Boden, auf dem wir stehen und bauen.“ (Hans von Keler)

Vor dem Hintergrund dieses Zitates kann das BZGS Glarus auf eine lange Tradition und kontinuierliche Entwicklung in der Ausbildung von Fachpersonen im Gesundheitswesen zurückschauen. Aktuell verfügt das BZGS über rund 100 Ausbildungsplätze in der Grundausbildung Assistent/in Gesundheit und Soziales EBA (zweijährige Ausbildung), Fachfrau/man Gesundheit (dreijährige Ausbildung) im Kanton Glarus. Auf der Tertiärstufe Dipl. Pflegefachfrau/mann HF bietet das BZGS rund 60 Ausbildungsplätze sowohl in schulischer als auch mit betrieblicher Anstellungsmöglichkeit in Kooperationen mit verschiedenen Praxisbetrieben aus verschiedenen Kantonen wie z.B. Schwyz, St.Gallen, Zürich und dem Linthgebiet an. Darüber hinaus bietet das BZGS im Rahmen der hausinternen Fort- und Weiterbildungen verschiedene Kurse und Schulungen an.

Historische Entwicklung des Bildungszentrum Gesundheit und Soziales Glarus

1970 Aus dem Protokoll der Landsgemeinde vom 10. Mai 1970;

§ 15
Beschluss betreffend Schaffung einer Schule für praktische Krankenpflege am Kantonsspital Glarus.

Begründung; «Wegen des Mangels an Pflegepersonal in der Abteilung für Chronisch-Kranke am Kantonsspital und unseren Altersheimen, soll am Kantonsspital eine Pflegerinnenschule gegründet werden, an der junge Leute ausgebildet werden, sich für den Dienst an Kranken und Gebrechlichen einzusetzen.

Der Landrat beantragt der Landsgemeinde Zustimmung. Regierungsrat Hermann Feusi verweist auf die grossen Schwierigkeiten, das nötige Pflegepersonal zu finden, und ersucht im Interesse unserer Alten und Kranken um Zustimmung zum Antrag des Landrates. In der Abstimmung wird dem Antrag des Landrates zugestimmt.

Nach der Annahme des Kreditbegehrens durch die Landsgemeinde konstituierte sich die Schulkommission mit Werner Luchsinger als Präsident. Anny Büsser wurde erste Schulleiterin und mit den Damen Thalmann und Feusi begann die kantonale Berufsbildung in der Pflege im Jahr 1970 - Mit einem Budget von CHF 160’000 und 15 Lernenden. Die Arbeitsplätze bestanden aus drei Räumen im Haus 3 des Kantonsspitals Glarus, dazu zwei praktischen «Schulzimmern» im Untergeschoss des Haus 1. Gelehrt wurde mit Fachbüchern (Jecklin und Juchli), Wandtafel und Kreide, mit grossen anatomischen Schaubildern, die nach Gebrauch zusammengerollt wurden. Ein erster Hellraumprojektor, sowie eine Vorrichtung um als ergänzende Ausrüstung Matrizen herzustellen.

Von da an wurde jedes Jahr ein Kurs (Klasse) gestartet und einer abgeschlossen. Die Infrastruktur, zum Beispiel die Bibliothek, wurde laufend ergänzt, neue Lehrpersonen, bzw. ausgewiesene Fachpersonen gestalteten einen zunehmend professionalisierten Lehrbetrieb mit Informationsveranstaltungen, Rekrutierung, Ausbildung und Abschlussprüfungen gemäss dem Bildungsprogramm des SRK.

1989 In diesem Jahr startete das SRK eine Bildungsreform der Pflegeberufe, mit dem Ziel die Pflegeberufe in die gesamtschweizerische Bildungssystematik zu überführen. Aus diesen Bestrebungen entstanden neue Ausbildungsbestimmungen, welche zwei Diplomniveaus (DNI und DNII) beinhalteten, jedoch die brennende Frage nach früherer Rekrutierung angehender Fachkräfte, nicht berücksichtigte.

Die damalige Schulkommission hat die Zeichen der Zeit erkannt und sehr schnell reagiert. Es ging darum, die Berufsbildung in Pflege im Kanton zu behalten. Dazu engagierten sich alle bisherigen Partnerinstitutionen der Pflegeschule, vom Kantonsspital, über verschiedene Pflegeheime bis zur spitalexternen Krankenpflege. In der Folge wurde das neue, dreijährige Bildungsprogramm zum DNI in den Grundzügen entworfen und ab 1991 mit 18 Teilnehmerinnen durchgeführt.

Es wurde offensichtlich, dass bei einer Erweiterung der Ausbildung an der Pflegeschule, ein entsprechendes Raumprogramm zur Verfügung stehen muss, worauf die Pflegeschule 1991 in die renovierten Räumlichkeiten der «alten Migros» mitten in der Stadt Glarus zügelte. Weitere geeignete Lehrpersonen wurden rekrutiert/ausgebildet.

1994 Nach dem ersten erfolgreich abgeschlossenen DNI-Kurs wurde das Ausbildungsprogramm vom SRK anerkannt. Schon bald entwickelten sich Fragestellungen, die bisher eher im Hintergrund blieben. Insbesondere die, was die Anstellung, den Lohn und die Kompetenzen der bisherigen im Vergleich mit den neuen Berufspersonen betreffen.

Im Verlaufe der DNI- Ausbildung wurde vermutet, dass vermehrt Interessentinnen in andere Kantone auswichen. So konnte das DNII direkt in vier Jahren absolviert werden. Ob es sich für DNI- Absolventinnen der Pflegeschule als schwieriger erwies das vierte Ausbildungsjahr in einer anderen Berufsschule zu absolvieren, ist nicht bekannt. 

1998/99 Das DNII wurde als Aufbaujahr in Zusammenarbeit mit den SRK und der Schweiz. Modulzentrale als modulares Bildungsjahr entwickelt und durchgeführt. Die Absicht war es, damit weiteren Berufspersonen einen DNII-Abschluss zu ermöglichen, ohne den Arbeitgeber wechseln zu müssen auch aus naheliegenden Kantonen.

Die Rekrutierung von angehenden Berufspersonen blieb schwierig, denn noch immer betrug das Einstiegalter in den Pflegeberuf 18 Jahre. Gleichzeitig entwickelten sich nachobligatorische Schulangebote wie das 10. Schuljahr oder die DMS (heute FMS). Die Schulleitung erkannte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den abgebenden und den nachobligatorischen Schulen. Daraus entwickelten sich aufeinander abgestimmte berufsbezogene Lerninhalte, welche für eine nachfolgende Pflegebildung nützlich waren.

2002 Die Pflegeausbildungen wurden vom SRK in das Bundesamt für Bildung und Technologie (BBT) integriert. Heute ist es das Staatssekretariat für Forschung Bildung und Innovation (SFBI). Damit musste etwas Neues geschaffen werden, was bisher in der beruflichen Pflege keine Tradition hatte. Neu sollen 16-jährige Schulabgängerinnen in eine erste Berufsbildungsstufe (Sekundarstufe II) einen Lehrabschluss (Fähigkeitszeugnis) machen können und erst im Anschluss die Ausbildung zum Diplom in Gesundheits- und Krankenpflege. Die Idee damals war es, eine breite pflegerische Grundbildung zu schaffen, mit verschiedenen Einblick-/Tätigkeitsfeldern. Die Spezialisierung auf ein Tätigkeitsfeld soll auf Tertiärniveau erfolgen.

2004 Die erste Klasse der Fachangestellten Gesundheit (FAGE) startete mit 22 Teilnehmerinnen und 2 Teilnehmern.

2007 Bereits drei Jahre später folgt der erste Kurs Pflege HF (Höhere Fachschule) mit Diplomabschluss gemäss Bildungsverordnung des SFBI. Die Schulkommission entschied sich für ein System 3 plus 2. Bedeutet, Rekrutierung für FAGE, wer im Laufe der drei Lehrjahre einen bestimmten Leistungsstand entwickelt, kann nahtlos in die verkürzte zweijährige Diplomausbildung einsteigen. Die verkürzte HF-Ausbildung stand allen offen, die einen einschlägigen FAGE EFZ Abschluss erbringen und das Aufnahmeverfahren erfolgreich durchlaufen.

Im Verlaufe der Entwicklung wurde auf nationaler Ebene die Frage der Bildung auf einem Assistenzniveau thematisiert. Wie können in der Bildung benachteiligte Jugendliche, Menschen mit Migrationshintergrund oder Mütter nach der Mutterschaftsphase in das Berufsfeld der Gesundheits- und Krankenpflege aufgenommen und integriert werden?

2008 Nach einer Entwicklungszeit von einigen Jahren wurde 2008 die erste AGS Klasse (Assistent/in Gesundheit und Soziales) mit 12 Lernenden gestartet werden. Die zweijährige Ausbildung ermöglicht bei Erfüllung bestimmter Vorgaben den direkten Einstieg ins zweite Jahr der 3-jährigen FaGe-Ausbildung. Damit waren auch die Ober- und die Realschulen an das Bildungssystem der Pflegeberufe angeschlossen. Mit der nationalen Anerkennung des Lehrplans AGS konnten nun drei Bildungsstufen Pflege im Kanton angeboten werden.

2016 wurde es national zwingend, die Berufspersonen der Pflegepraxis in der Bildungsverantwortung mit Wissen und Können zu unterstützen. Daraus entstand der Berufsbildner/innen Kurs, welcher seither alljährlich als anerkannte Fortbildung angeboten wird. Das Bildungsprogramm orientiert sich am entsprechenden Bildungsplan.

In der Berufswelt zeigt sich, dass die Generation, die noch «einen Beruf fürs Leben» wählte, in Pension geht. In der aktuellen Arbeitswelt sind viele «Berufspersonen» nicht mehr im ursprünglich gelernten Beruf. In einer Zeit des drohenden Fachkräftemangels erscheint es wichtig, auch sogenannten Quereinsteigerinnen eine Einstiegsmöglichkeit in die Berufswelt der Pflege zu ermöglichen.

Dazu wurde ein Bildungsprogramm entwickelt, welches auf verschiedenen Kompetenzen und Fähigkeiten aufbaut, sowie einem individuellen Lernbedarf des erwachsenen Menschen entspricht.

2018 Die FAGE E (Erwachsenenbildung) ist erstmals gestartet - seither jährlich eine Klasse mit durchschnittlich 8 Personen.

2020 50 Jahre BZGS Glarus – In diesem Jahr feierte der grösste Ausbildungsbetrieb im Kanton Glarus bereits sein 50-Jahre-Jubiläum. Die grosse Feier musste auf Grund des Ansammlungsverbotes nach Corona-Ausbruch abgesagt werden.

2023 Mittlerweile wird das HF Pflege Studium sowohl in regulärer, dreijähriger Form, als auch zweijährig, verkürzt für FaGe EFZ angeboten. Bewerberinnen und Bewerber mit individuell erworbenen Bildungsleistungen können unter Umständen weitere Modulinhalte anerkennen lassen, und so die Studienzeit reduzieren. Auch ist der tertiäre Bildungsgang "hybrid" geworden, das bedeutet, an zwei Schultagen ist ein ortsungebundenes Studium "at home" möglich. Dieses Angebot nutzen insbesondere Studierende mit Kinderbetreuungsaufgaben oder weiten Anreisewegen nach Glarus sehr gern! Bei der FaGe EFZ Erwachsenenbildung gibt es dieses Jahr erstmalig einen neuen Rekord von 14 Teilnehmenden.